2012 ------- Cholera
Cholera Begriff (Griechisch ‚Gallenbrechdurchfall‘) Definition ist eine schwere, bakterielle Infektionskrankheit vorwiegend des Dünndarms, die durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht wird. Die Infektion erfolgt zumeist über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrung. Die Bakterien können extremen Durchfall und starkes Erbrechen verursachen, was zu einer schnellen Austrocknung (Exsikkose) mit Elektrolytverlust führen kann. Obwohl die meisten Infektionen (etwa 85 %) ohne Symptome verlaufen, beträgt die Sterblichkeit bei Ausbruch der Krankheit unbehandelt zwischen 20 und 70 %.Die Krankheit kann epidemisch auftreten und ist in Deutschland und Österreich meldepflichtig, es ist jeweils namentlich zu melden: der Krankheitsverdacht, die Erkrankung, der Tod, in Deutschland auch der Nachweis des Erregers. In der Schweiz sind erkrankte, infizierte und exponierte Personen identifizierbar zu melden. Krankheiterreger Die Cholera wird durch das Bakterium Vibrio cholerae ausgelöst, dessen Exotoxin (Choleratoxin genannt) zu starkem, reiswasserartigem Durchfall (nahezu flüssig wie Wasser mit einer weiß-trüben Färbung) mit großem Flüssigkeitsverlust führt. Der Erreger wurde erstmals von Filippo Pacini 1854 als gekrümmtes, kommaförmiges und hochbewegliches Bakterium beschrieben. John Snow erkannte ebenfalls 1854, dass die herrschende Cholera in London nicht durch Dünste (Miasmen) verbreitet wurde, wie seinerzeit allgemein angenommen wurde. Robert Koch hat 1883 zusammen mit Bernhard Fischer und Georg Gaffky in Ägypten den Erreger aus dem Darm verstorbener Patienten in Reinkultur angezüchtet. Dies wurde von Max von Pettenkofer auf drastische Weise bestritten, gilt jedoch längst als gesichert.Neuere Erkenntnisse zeigten außerdem, dass das letztlich krankheitsauslösende (pathogene) Choleratoxin durch einen DNA-Abschnitt des Vibrio cholerae exprimiert wird, der ursprünglich von einem Bakteriophagen stammt. Symptome ach einer Inkubationszeit von 2–3 Tagen verläuft Cholera meist in drei Stadien: 1. Stadium mit Brechdurchfall mit häufig dünnflüssigem Stuhl, oft mit Schleimflocken durchsetzt („Reiswasserstuhl“) und selten mit Schmerzen im Bauch. 2. Stadium des Flüssigkeitsmangels (Exsikkose). Dabei kommt es zu Untertemperatur und zu einem auffälligen Gesichtsausdruck mit spitzer Nase, eingefallenen Wangen und stehenden Hautfalten. 3. Stadium der allgemeinen Körperreaktion mit Benommenheit, Verwirrtheit, Koma und Hautausschlag. Komplikationen wie zum Beispiel eine Lungenentzündung, eine Entzündung der Ohrspeicheldrüse und eine Sepsis können hinzukommen. Menschen mit der Blutgruppe 0 erscheinen besonders gefährdet[3][4], solche mit der Blutgruppe AB am wenigsten. Diagnoseverfahren Die Diagnose geschieht anhand der typischen Beschwerden, die bei einer Person in einem Gebiet mit bekannter Choleragefahr auftreten. Akut erfolgt eine Mikroskopie und Stuhlkultur. Die Anzucht geschieht mittels des Selektivmediums TCBS.[5] Zusätzlich können Stuhlproben in alkalinem Peptonwasser (APW) bei pH 8.4 über Nacht inokuliert werden. Das Inokulat wird nach 4–8 Stunden Inkubationszeit bei 20–40 °C (ideal 37 °C) auf TCBS ausgestrichen. Eine definitive Labordiagnose erfolgt mit Hilfe von Antiserum. Therapie Die wichtigste Behandlungsmaßnahme ist der ausreichende Ersatz von Flüssigkeit, Zucker und Salzen. Dieser Ersatz erfolgt am besten intravenös, da so der entzündete Magen-Darm-Trakt umgangen wird. In Ländern der Dritten Welt wird aber auch der orale Flüssigkeitsersatz (WHO-Trinklösung) einfach und erfolgreich praktiziert: Die WHO empfiehlt eine oral zu verabreichende Salz- und Glucoselösung in Wasser, die aus folgenden Komponenten besteht: • Glucose (Traubenzucker) 13,5 g/l • Natriumcitrat 2,9 g/l[7] • Natriumchlorid (Kochsalz) 2,6 g/l[8] • Kaliumchlorid 1,5 g/l Die optimale Mischung enthält die Lösung „ORS“ (Oral Rehydratation Solution), die es als Fertigpulver zu kaufen gibt. Ein Antibiotikum vom Fluorchinolonetyp, z. B. Ciprofloxacin, ist bei schweren Verläufen empfehlenswert, es verkürzt v. a. die Zeit der Infektiosität, selten den Krankheitsverlauf. Eine Untersuchung in Bangladesch konnte zeigen, dass eine Einmalgabe des besser verträglichen Antibiotikums Azithromycin wirksamer war als Ciprofloxacin. Mit diesen Maßnahmen kann die Sterblichkeitsrate von 60 % auf unter 1 % gesenkt werden. Vorbeugung Zur Vorbeugung empfiehlt sich vor allem die Einhaltung hoher hygienischer Standards, vor allem die Bereitstellung hygienisch einwandfreien Trinkwassers. Eine besonders einfache, aber bislang kaum bekannte Möglichkeit der Trinkwasserdesinfektion ist die Nutzung einer PET-Flasche zur Sonnenlichtaussetzung von Wasser unterschiedlichen Ursprungs. Dieses auch SODIS genannte Verfahren[9] ist von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in seiner Wirksamkeit anerkannt. Sogar Wasserfilter aus gefaltetem Stoff (z. B. ein alter Sari)[10] senken das Risiko einer Erkrankung um immerhin fast die Hälfte, wie Forscher der National Science Foundation um Rita Colwell in Bangladesh feststellten. Die frühere intramuskuläre Impfung ist als veraltet und wirkungslos zu beurteilen. Neuere Entwicklungen (Schluckimpfung) sind wirksamer und verträglicher und schützen auch zu einem gewissen Grad vor dem klassischen Reisedurchfall.[11] Ein neuer oraler Cholera-Impfstoff wirkt nicht nur antibakteriell (gegen den Erreger), sondern zusätzlich antitoxisch (gegen das Choleraexotoxin.
 
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