2015---Tut Ench Amun







Tutanchamun (auch Tutenchamun; ursprünglich Tutanchaton)
war ein altägyptischer König (Pharao) der 18. Dynastie (Neues Reich),
der etwa von 1332 bis 1323 v. Chr. regierte.[3] Bekannt wurde er,
als Howard Carter 1922 sein nahezu ungeplündertes Grab (KV62)
im Tal der Könige entdeckte.


Familie
Eltern
Der Archäologe und ehemalige Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung
Zahi Hawass hatte Bruchstücke eines Blocks aus Hermopolis zwecks nochmaliger
Untersuchungen im Magazin suchen lassen, da diese dort unkatalogisiert aufbewahrt wurden.


Die darauf von Echnaton verfasste Inschrift hatte Günther Roeder bereits
im Jahr 1969 publiziert: Sohn des Königs von seinem Leibe, von ihm geliebt,
Tut-anchu-Aton.[4] Die Beischrift des Blocks, welche neben Tutanchamun
als Tutanchaton seine Schwester Anchesenpaaton nennt,
ist in stark beschädigtem Zustand, weshalb der Name
von Anchesenpaaton nur erschlossen werden konnte.


Zahi Hawass war sich schon im Jahr 2008 vor der 2010
durchgeführten DNA-Analyse sicher, dass nur Echnaton
als Vater von Tutanchamun in Frage komme.[5] Die DNA-Analyse
des Jahres 2010 bestätigte diese auch von zahlreichen
anderen Ägyptologen vertretene Annahme.Der CT-Befund ergab außerdem,
dass die mit großer Wahrscheinlichkeit als Echnaton identifizierte Person
aus Grab KV55 mit etwa 35 bis 45 Jahren gestorben sei.


Frühere Schätzungen gingen von einem jüngeren Alter aus.
Zahi Hawass erklärte, dass in Kombination mit der Inschrift
nun zweifelsfrei der Beweis erbracht sei,
dass es sich bei der Person aus Grab KV55 nur um Echnaton
und damit um Tutanchamuns Vater handeln könne.


Die als „Younger Lady“ bezeichnete weibliche Mumie KV35YL
aus Grab KV35 konnte gemäß der durchgeführten Untersuchungen
nicht nur als Tutanchamuns Mutter, sondern auch als Schwester
der Mumie aus KV55 identifiziert werden.
Der Name ist zwar gegenwärtig unbekannt,
doch sei die Mutterschaft erwiesen.[6]

An der Zuverlässigkeit der DNA-Analyse wurden vereinzelt Zweifel
dahingehend geäußert, dass die Untersuchungsergebnisse hinsichtlich
des „DNA-Beweises“ aufgrund des Alters und möglicher Verunreinigungen
der Proben einige Unsicherheiten beinhalten können.


Als alleinige Belege würden sie keine einwandfreie Identifizierung erlauben.
[7] Bisher wurden Königin Nofretete, ihre Tochter Maketaton
oder auch Echnatons Nebenfrau Kija als mögliche Mütter vermutet.
In Sakkara (Bubasteion) befindet sich das Grab der Maia,
die nachweislich Amme des Tutanchamun war.


Geschwister
Nach der bisherigen Fundlage über Tutanchamuns Herkunft
hatte er mindestens sechs Schwestern/Halbschwestern: Meritaton,
Maketaton, Anchesenpaaton, Neferneferuaton, Neferneferure,
Setepenre. Unsicher ist die Zuordnung des Semenchkare
in die Familienverhältnisse, der oft als Bruder/Halbbruder
angesehen wird.

Eigene Kinder
Es gibt keine Funde, die durch Inschriften belegen, dass Tutanchamun
und seine Frau Anchesenamun Kinder hatten. Die beiden in seinem Grab
gefundenen und mumifizierten Föten, eine Frühgeburt und eine Totgeburt,
waren möglicherweise seine Töchter. Dies galt jedoch als nicht gesichert,
da sich sowohl in Tutanchamuns Grab als auch in KV55 eine Vielzahl
von fremden Gegenständen aus königlichen Gräbern in Amarna fanden,
so dass die Föten möglicherweise ebenfalls aus einem dieser fremden Gräber
entnommen worden sein konnten. Aus dem Fundumstand alleine konnte
eine so nahe Verwandtschaft (Vater/Tochter) nur vermutet werden.

Die im Februar 2010 veröffentlichten Ergebnisse von DNA-Untersuchungen
ergaben schließlich, dass beide Kindermumien mit ziemlicher Sicherheit
Tutanchamuns Töchter waren. Als Mutter beider Föten gilt nach Abschluss
der Untersuchungen die Mumie KV21A aus dem Grab KV21.


Diese konnte bisher genetisch jedoch nicht als Tochter der Mumie
aus KV55, die als Echnaton angesehen wird, bestätigt werden.
Deshalb ist unsicher, ob es sich bei dieser Mumie um Tutanchamuns
Große königliche Gemahlin Anchesenamun handelt.[8]

Tutanchaton bestieg vier Jahre nach dem Tod Echnatons den Thron Ägyptens.
Dazwischen lag vermutlich eine dreijährige Regentschaft des Semenchkare
bzw. einer Anchet-Cheperu-Re. Die Identitäten dieser Personen
sind unbekannt. Teilweise wird angenommen,
dass sich hinter den Namen Echnatons Witwe Nofretete verbirgt.

Auf Grund seines sehr jungen Alters besteht die Vermutung,
dass der Kindkönig durch den Druck der Priesterschaft,
hoher Beamter und wohl auch durch Eje, der den Titel „Gottesvater“ führte,
stark beeinflusst wurde. Der unmündige König war leicht dazu zu bringen,
die Verehrung des Gottes Aton zu beschränken
und die Verhältnisse vor Echnatons „Revolution“ wiederherzustellen.


Dies zeigt sich in der langsamen Abwendung vom Atonkult zu Beginn
und während seiner Regierungszeit. Tutanchamun nimmt bei seiner Thronbesteigung
den Thronnamen „Neb-cheperu-Re“ an und wird mit Anchesenpaaton,
der dritten Tochter Echnatons, die somit seine Schwester
oder Halbschwester war, vermählt.

Er änderte seinen Geburtsnamen von Tutanchaton (lebendes Abbild des Aton)
in Tutanchamun (lebendes Abbild des Amun oder zu Ehren des Amun)
und den seiner Gemahlin von Anchesenpaaton (sie lebt für/durch Aton)
in Anchesenamun (sie lebt für/durch Amun). Nach der im zweiten Regierungsjahr
vorgenommenen Aufgabe von Echnatons neu gegründeter Hauptstadt Achet-Aton
(Tell el-Amarna), zog der Königshof nach Memphis um;
nicht nach Theben, wie oft fälschlich zu lesen ist.

Der bedeutendste Beleg für die unter Tutanchamun durchgeführte Politik
ist seine später von Haremhab usurpierte Stele der Restauration,
die in Karnak aufgefunden wurde. Auf ihr wird der Verfall des Reiches
unter Aton beschrieben und er proklamiert die Rückkehr zu den alten Göttern.


Im ganzen Land lässt der junge Pharao die Tempel der alten Götter restaurieren.
Im Luxortempel wird die Dekoration der Kolonnade vollendet,
Karnak erhält zwei neue Kapellen und an der Sphinxallee
wird wieder gearbeitet. In Medinet Habu baut er an seinem Totentempel
(vielleicht der ehemalige Tempel des Anch-cheperu-Re).
Von Gizeh bis nach Nubien gibt es Hinweise auf seine Bautätigkeit.
Einige dieser Denkmäler werden jedoch später ebenfalls
von Haremhab usurpiert.

Der Übergang von der Amarna-Zeit vollzog sich jedoch nicht plötzlich:
In Tutanchamuns Grab befinden sich zahlreiche Gegenstände,
auf denen das klassische Motiv der Amarna-Zeit,
Aton als lebensspendende Sonnenscheibe, zu sehen ist.

Das bekannteste Beispiel ist der Thronsessel, den Tutanchamun
in seinen ersten Regierungsjahren benutzte. Auch in der Kunst
wirkt die Amarna-Zeit noch lange nach, was besonders an den Elementen
Statik und Perspektive zu sehen ist. Somit ist eine erzwungene Abkehr
von dem alten religiösen Kurs recht unwahrscheinlich,
denn in diesem Fall wäre es zu einem Bildersturm gekommen,
wobei darauf geachtet worden wäre,
sich genau von den alten Stilen abzugrenzen.
Es gibt zahlreiche Verbindungen,
so dass Ägyptologen die Pharaonen Tutanchamun
und Eje ebenfalls zur Amarna-Zeit zählen
(manchmal differenziert durch nach Amarna).

Neben Eje und Haremhab sind noch diverse andere Beamte
unter Tutanchamun bezeugt. Der südliche Wesir war ein gewisser Usermont
und Pentu war ein weiterer Wesir, der bisher nur von einer Topfaufschrift
im Grab bezeugt ist. Eine bedeutende Persönlichkeit
war auch der Schatzhausvorsteher Maya, dessen Grab in Sakkara
gefunden wurde und das reich mit Reliefs dekoriert war.

Obervermögensverwalter war Iniuia, Vizekönig von Kusch
war schließlich Huy, der vor allem von seinem prachtvoll
dekorierten Grab in Theben bekannt ist. Amenemone
war Leiter der königlichen Werkstätten und Goldschmiede.
Nachtmin war ein weiterer General. Sennedjem
war Vorsteher der Lehrer.

Tod
Todesursache
Die CT-Untersuchung vom 6. Januar 2005 ergab ein Todesalter
von 18 bis 20 Jahren und entsprach früheren wissenschaftlichen Schätzungen
des Anatomen Douglas E. Derry (1882–1969) von der Universität Kairo,
des Röntgenologen Ronald George Harrison (1921–1983)
von der University of Liverpool, des Zahnchirurgen Frank
Filce Leek (1903–1985) von der University of Manchester
und der Biologin und Ägyptologin Renate Germer von der Universität Hamburg.


Die Annahme eines Alters von 23–27 Jahren, zum Beispiel von Gabolde,
Wente und Harris, wurde damit widerlegt. Bei dieser Gelegenheit beklagte
der Generalsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung Zahi Hawass
noch einmal den schlechten Zustand der Mumie,
den er auf die nicht fachgemäße Behandlung
durch Howard Carter zurückführte.

Das Bestattungsdatum kann auf die Zeit Mitte März
bis Anfang Mai eingegrenzt werden, da als Grabbeigabe Blumen
gefunden wurden, die nur in dieser Jahreszeit blühen.
Zwischen Ende Dezember 1324 v. Chr. und Mitte Februar 1323 v. Chr.
muss der Tod eingetreten sein, dessen Zeitraum unter Einbeziehung
der siebzigtägigen Einbalsamierungsdauer ermittelt werden konnte.


Bob Brier erklärte in seinem Buch Der Mordfall Tutanchamun,
dass der Tod durch gewaltsame Einwirkungen von außen eingetreten wäre.
Dabei ging er von einer unnatürlichen Todesursache aus.
Er belegte dies mit uralten Röntgenaufnahmen, auf denen eine Verletzung
des Schädels zu sehen ist. Dies war in Ägyptologenkreisen,
aber auch unter Medizinern sehr umstritten,
doch handelte es sich hierbei um ein Missverständnis:
auf der Röntgenaufnahme ist ein abgesplittertes Knochenstück
zu sehen, das sich nach dem Tode löste.

Bei der CT-Untersuchung von 2005 stellte sich heraus, dass die Todesursache Tutanchamuns kein Schlag auf den Kopf gewesen sein kann, da keinerlei auf diese Art verursachten Verletzungen am Schädel festgestellt werden konnten. Zur allgemeinen Überraschung ist ein bislang unentdeckter Oberschenkelbruch des linken Beins festgestellt worden. Einige Spezialisten desselben Untersuchungsteams erkannten auch einen Bruch des linken unteren Oberschenkels, dazu einen Bruch der rechten Kniescheibe und des rechten unteren Beines. Der Befund legt nahe, dass die Brüche vor dem Tode Tutanchamuns durch einen Unfall verursacht wurden; Hinweise auf einen Mord ergaben sich nicht. Die meisten Ägyptologen gehen zwischenzeitlich von einem Jagd-Unfall aus, der den späteren Tod Tutanchamuns verursachte. Zahi Hawass schloss sich dieser These an und bestritt energisch die Ernsthaftigkeit einer Mordtheorie, was jedoch im krassen Gegensatz zu früheren Äußerungen steht. Diese müssen jedoch keine ernsthafte Grundlage gehabt haben und können auf anderen Motiven (Presse, Tourismus) basieren.

Weiterhin zeigte sich jedoch ebenfalls eine Druckverletzung, die durch einen Schlag oder einen Tumor entstanden sein könnte. Brier entschied sich für einen Schlag, was jedoch ein Trugschluss war – wie durch die CT-Untersuchung von 2005 festgestellt wurde. Das heute fehlende Brustbein und die fehlenden Rippen der Mumie waren nach der Bergung von Carter und Carnarvon noch vorhanden.[9] Ein Foto, das unmittelbar vor der Wiederbeisetzung Tutanchamuns nach Carters Untersuchungen aufgenommen wurde, zeigt die Mumie noch in einem unversehrten Zustand. Nach neuen Erkenntnissen wurden die Beschädigungen in der Zeit des Zweiten Weltkriegs durch Grabräuber verursacht. Um an die Schmuckstücke zu gelangen, die durch das Balsamierungsharz fest mit der Mumie verbunden waren, mussten die Rippen und das Brustbein herausgesägt werden. Die CT-Untersuchung bestätigte diesen Vorgang, da keine Abbrüche, sondern glatte Abtrennungen festgestellt wurden.[9]

Nach weiteren Untersuchungen der alten Röntgenbilder hatte bereits der untersuchende Radiologe Richard Boyer gefolgert, dass Tutanchamun unter Skoliose (Deformation der Wirbelsäule) litt. Die Untersuchungsbeteiligten der Computertomografie von 2005 konnten eine Skoliose nicht bestätigen und vermuteten, dass die zweifellos vorhandene leichte Wirbelsäulendeformation durch die Mumifizierung verursacht worden sei. Eine CT- und DNA-Untersuchung von 2010 gab hingegen Boyer recht und stellte fest, dass Tutanchamun – wie auch nahe Verwandte einschließlich seines Vaters, vermutlich also Echnatons – sehr wohl unter einer leichten Skoliose, nämlich einer leichten Kyposkoliose, gelitten hatte; bei der Leiche seiner Urgroßmutter Tuja wurde sogar eine schwere Form nachgewiesen. Daneben erbrachte die Untersuchung von 2010 auch weitere Knochenkrankheiten bei Tutanchamun (z. B. Morbus Köhler-Albau Typ II) und seinen nahen Verwandten.[10] Boyer hatte außerdem röntgenologisch ein Klippel-Feil-Syndrom (Verschmelzen mehrerer Halswirbel miteinander) diagnostiziert, wozu aber weder die CT-Untersuchung von 2005, noch fünf Jahre später die DNA- und CT-Untersuchungen Stellung bezogen. Der Ägyptologe Zahi Hawass nimmt an, dass er durch eine Malariainfektion gestorben sei, da er Gen-Abschnitte des Malaria-Parasiten Plasmodium falciparum entdeckt hat. Das bezweifeln Christian Timmann und Christian Meyer, Wissenschaftler am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und vermuten, dass er an einer Sichelzellenanämie verstorben ist. Sie publizierten überzeugende Indizien für diese Todesursache.[11][12][13] Das Angebot einer Zusammenarbeit von Timmann und Meyer mit Zahi Hawass und der ägyptischen Altertumsbehörde wurde in einem Brief von Hawass an Christian Meyer pauschal abgelehnt.

Eine neue Untersuchung, die den verzerrenden Einfluss einer durch den Balsamierungsprozess bedingten Überhitzung des Leichnams auf bisherige Analyseergebnisse berücksichtigte, kam 2013 zu dem Schluss, dass Tutanchamun – wie schon früher vermutet – durch einen Unfall ums Leben gekommen sei, und zwar wahrscheinlich bei einem Wagenrennen, jedenfalls nicht durch die Schädelverletzung, die postmortal entstanden sei.[14] ORF.at zitiert eine Dokumentation von Channel4 (vom 10. Nov. 2013) basierend auf einer neueren britischen Studie, dass eine unglaubliche chemische Reaktion der Balsamierungsöle zur Selbstentzündung der Öle oder des Leichnams kurz nach seiner Bestattung im Sarkophag geführt hat.[15]

Darstellung im Grab
→ Hauptartikel: KV62
Die Namen des Pharaos, seiner Gattin und des Nachfolgers Eje wurden wie der aller Amarna-Könige schon wenig später von Haremhab oder Sethos I. in allen offiziellen Dokumenten gestrichen und von den Wänden abgekratzt, so dass sie in keinen Königslisten auftauchen. Auf Amenophis III. folgt dort direkt Haremhab. Das Grab entging der völligen Plünderung, da der Eingang mit Abraum vom Aushub des Grabes Ramses’ VI. verschüttet war. Jedoch muss es vorher mindestens zwei mal Personen gelungen sein, in das Grab einzudringen.

Lange Zeit wurde von Fachleuten angenommen, dass – obwohl Tutanchamun immer in der Nähe seines Großvaters Amenophis III. bestattet sein wollte – ihn sein höchster Berater und Nachfolger Eje II. in einem kleinen, nicht ursprünglich für eine königliche Bestattung vorgesehenen Grab (KV62) im Wadi Biban el-Muluk (Tal der Könige) beisetzen ließ. Nach neueren Überlegungen kamen Ägyptologen jedoch zu der Ansicht, dass Tutanchamuns Grab (KV62) von Anfang an als solches für ihn vorgesehen war, da ein naheliegendes Grab (KV55) als das der Kija nachgewiesen wurde.

Sein Nachfolger und engster väterlicher Berater Eje richtete das Begräbnis für Tutanchamun aus und er wird bereits in dessen Grabkammer, die zu Lebzeiten des noch sehr jungen Pharaos auch mit den Gemälden und Inschriften angelegt wurde, als sein Nachfolger bei der Mundöffnungszeremonie dargestellt. Normalerweise wurden immer sofort beim Tod eines Pharaos alle Arbeiten in seiner Grabanlage eingestellt, deswegen dürfte eine solche Darstellung nicht existieren. Hierzu gibt es mehrere Möglichkeiten.

Im Grunde konnte niemand vorher wissen, dass Tutanchamun schon mit 18 Jahren sehr früh sterben würde, Eje aber selbst, mehr als 50 Jahre alt, hätte eigentlich damit rechnen müssen, diesen Pharao nicht zu überleben; diese vor dem Tod von Tutanchamun angefertigte Darstellung der Mundöffnungszeremonie könnte ein Hinweis darauf sein, dass Eje bei dem frühen Tod von Tutanchamun seine Hände mit im Spiel hatte. Ein mit den Jahren zunehmend selbstbewusst werdender Pharao, der dann womöglich auch noch einen männlichen Nachfolger zeugen würde, war nicht in seinem Interesse.
Eje wird als gekrönt dargestellt, das heißt die Grabwände wurden nach seiner Amtseinhebung und nach Tutanchamuns Tod angefertigt. Möglicherweise wurde mit der Tradition gebrochen, um den Pharao nicht ohne ausreichend Schutz und Beistand ins Jenseits zu geleiten. Die hastig, fast schon schlampig ausgeführten Arbeiten und die Rußflecken sprechen dafür. Die Krönung nach dem Tod, aber vor dem Begräbnis des alten Pharaos lässt sich durch Ejes Streben nach der Königswürde erklären.


Die Schätze des Grabes

Als Howard Carter 1922 das Grab im Tal der Könige entdeckte, ging die Nachricht davon um die ganze Welt und entfachte großes Interesse, das lange nicht abklang. Das Grab, anfangs als ungeöffnet deklariert, war relativ unversehrt, wie man bei der Graböffnung am 16. Februar 1923 (Öffnung der Wand zwischen Vorraum mit Beigaben und eigentlicher Sargkammer mit Sarkophag[16]) feststellen konnte. Tutanchamun, obwohl nur ein unbedeutender König, hatte eine reichhaltige Menge kostbarer Grabbeigaben. Als einzige Mumie der ägyptischen Könige befindet sich die Mumie Tutanchamuns heute wieder in ihrem Grab, wurde aber – um sie besser vor Umwelteinflüssen zu schützen – in einen klimatisierten Plexiglassarg umgebettet.

Die Beigaben im Grab können grob in zwei Gruppen geteilt werden. Es finden sich Objekte, die speziell für die Bestattung des Herrschers hergestellt wurden und es gibt Objekte, die anscheinend schon im Alltag benutzt und dann mit in das Grab gelegt wurden. Zu der Gruppe, der speziell für das Grab hergestellten Objekte gehören die Särge, die Kanopen, aber auch ein Set von Götterfiguren in Schreinen, die auch von anderen Königsgräbern des Neuen Reiches bekannt sind und sich bisher nur in Bestattungen von Königen fanden.

Zu der Gruppe der Alltagsgegenstände gehören vor allem die Möbel, ein Teil des Schmuckes und andere Utensilien. Die Beigabe von Alltagsgegenständen in Bestattungen ist ein typisches Merkmal der 18. Dynastie (siehe: Bestattungsritus (Altägypten)) und kommt vorher und später nur selten vor. Aus diesem Grund ist sicherlich anzunehmen, dass sein Grab für seine Zeit typisch, aber wohl reicher mit Grabbeigaben ausgestattet war, als das Grab von so bedeutenden Herrschern wie Cheops oder Sesostris I..

Goldene Grabbeigaben
Viele der Grabbeigaben sind aus mit Blattgold verziertem Holz oder reinem Gold, so zum Beispiel eines der berühmtesten Fundstücke: die goldene Totenmaske des Tutanchamun. Sie bedeckte Kopf, Schultern und Brust. Der König ist mit dem für die 18. Dynastie typischen Nemes-Kopftuch dargestellt. Auch die mit Lapislazuli umrandeten Augen sind ein charakteristisches Merkmal. Weder vorher noch später wurden Totenmasken von vergleichbarer Kunstfertigkeit erstellt. Weiterhin wurden, neben dem innersten Sarg aus reinem Gold, vier vergoldete Schreine sowie mehrere Statuen gefunden. Am bekanntesten sind vermutlich die lebensgroßen Wächterstatuen im Vorraum, die jedoch nur zu einem geringen Anteil aus Gold bestehen.

Ein weiteres wichtiges Fundstück ist der goldene Thron, der ebenfalls reich vergoldet ist. Eine Seite zeigt farbige Darstellungen aus dem Leben des Tutanchamun, die Vorderseite stellt die Salbung des Pharaos durch seine Ehefrau dar. Dies ist im Amarna-Stil gehalten, wie an dem Foto zu sehen ist. Die Fußstellung des Königs, die allgemein lockere Haltung und nicht zuletzt die Atonscheibe, die Anch-Zeichen hält, sind auch bei dieser kleinen Darstellung klar zu erkennen. Außerdem wurden Tutanchamun viele Kleidungsstücke beigegeben, darunter goldene Sandalen, die mit einer Schnur zwischen den großen Zehen verlaufen.

Andere Beigaben
Weitere wichtige Grabbeigaben waren Pfeil und Bogen, sowie mehrere in Einzelteile zerlegte Streitwagen und andere Jagd-Utensilien, die der junge König wohl auf seinen Jagdzügen verwendet hatte. Ebenso wurde eine Dolchklinge aus Eisen (möglicherweise auch Meteoreisen) in der Grabkammer gefunden. Auch ein Kistchen mit Schreibzeug wurde dem König beigelegt, in dem sogar noch eingetrocknete Farbe gefunden wurde. Es trägt die Kartusche einer seiner Schwestern, und ist darüber hinaus wenig benutzt worden, was einige Ägyptologen zu gewagten Interpretationen verleitete.

Unter der Fülle der weiteren Einzelteile ist ein goldener, großer Fächer bekannt geworden. Dieser besteht aus einem langen Stab mit einem halbrunden, großen zweidimensionalen Aufsatz. Ursprünglich hatten sich im oberen Aufsatz Straußenfedern befunden;[17] doch nach Carters und Carnarvons regelmäßiger Aufforderung an Besucher, kräftig daran zu ziehen (um sich mit eigenen Augen von der Stabilität zu überzeugen), kam nur der goldene Teil letztlich im Museum an. Ein Blumenkranz fiel ihnen ebenfalls zum Opfer. Die Grabforscher interpretierten es romantisch als das Geschenk der trauernden Witwe. Für sein leibliches Wohl wurde dem Pharao auch Wein in Krügen mitgegeben, von denen 26 erhalten waren. Auf diesen sind genau das Weingut, oft sogar die Parzelle der Herkunft verzeichnet. So ist beispielsweise auf Krug Nr. 571 die Inschrift Süßwein des Hauses Aton aus Karet, Kellermeister Ramose zu lesen.[18]

Es fanden sich außerdem trompetenähnliche Blechblasinstrumente, die sogenannten „Scheneb“ (Šnb), die wohl die ältesten erhaltenen Exemplare sind. Diese Instrumente dienten wahrscheinlich als Signalinstrumente im militärischen Bereich.

Die beiden Föten
Weitere wichtige Grabbeigaben sind die beiden frühgeborenen Säuglinge, die gegen die ägyptische Sitte mumifiziert wurden. Dies ist ein einmaliger Fund, denn totgeborene Kinder besaßen kein Ka. Der kleinere der Säuglinge wurde unversehrt mumifiziert, dem größeren wurde mit einem winzigen Instrument das Gehirn entnommen. Dieses Werkzeug war so klein, dass es speziell für die Mumifizierung angefertigt wurde. Der untersuchende Mediziner, Douglas Derry, warf es weg. An den beiden Säuglingen wurden mehrere paläopathologische Untersuchungen durchgeführt; darauf vermutete man, dass sie an bestimmten Krankheiten gelitten hätten, zum Beispiel Spina bifida. Die Säuglinge, zwei Mädchen, werden allgemein als Tutanchamuns und Anchesenamuns Kinder gesehen, woraus man gerne Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Vaters zieht. Es gibt jedoch keinen Beweis, dass hier eine enge Blutsverwandtschaft besteht. Viele Gegenstände des Grabes stammen aus Amarna, möglicherweise wurden auch die Säuglinge aus einem Grab seiner Schwestern mitgenommen.

Interpretation
Viele der Grabbeigaben sind Gebrauchsgegenstände des Königs; teilweise benutzte er sie möglicherweise bis zu seinem Tode, teilweise (wie der Kinderthron aus Amarna) waren sie schon seit längerer Zeit nicht mehr in Gebrauch. Es gibt viele Grabbeigaben, die die Namen von Tutanchamuns Verwandten trugen; das Schreibzeug war zum Beispiel im Besitz seiner Schwester Maketaton gewesen.

Die Fundstücke aus Amarna wurden zu einem früheren Zeitpunkt, vor dem Tode des Königs, herbeigeschafft. In der Nähe des Tutanchamun-Grabes liegt das Grab KV55, dessen zerstörte Mumie sich nach der CT-Untersuchung höchstwahrscheinlich als die des Echnaton herausstellte. Der Inhalt des Grabes besteht aus Gegenständen aus Amarna, und zwar von verschiedenen Besitzern. Es wurde wohl eine Expedition nach Amarna geschickt, die neben all diesen Dingen auch die Mumien von Kija, Teje (Grab KV35) und Echnaton mitbrachten. Der Sarkophag ist nach der Rekonstruktion des Deckels eindeutig Echnaton zuzuordnen.

Es ist nicht hinreichend geklärt, ob die ägyptische Sitte Geschenke von Verwandten im Grab beinhaltete, und ob die Grabbeigaben neugefertigt wurden oder man Gebrauchsgegenstände ebenfalls mitnahm. Am wahrscheinlichsten erscheint es, dass sowohl Gebrauchsgegenstände mitgenommen wurden (Amtsinsignien zum Beispiel), als auch einige Stücke speziell für das Jenseits neu gefertigt wurden.

Es gibt jedoch die Möglichkeit, dass das Grab Tutanchamuns überstürzt gefüllt wurde, und dass nicht hinter allen alten oder „geschenkten“ Dingen eine bewusste Intention steht. Dafür könnte das Indiz sprechen, dass die Mumie des Königs in sehr kurzer Zeit mumifiziert und eventuell nicht ausreichend ausgetrocknet wurde. Weiterhin hat Christine El-Mahdy bewiesen, dass die Weinkrüge nicht im Laufe der Jahrhunderte austrockneten, sondern dass sie bereits leer waren, als man sie in das Grab legte.

Die mysteriöse Dachamunzu-Affäre, die sich möglicherweise an Tutanchamuns Tod anschloss, wird teilweise als geschickter Schachzug des königlichen Beraters Eje interpretiert, der den General Haremhab, der ebenfalls als Berater fungierte, aus dem Weg schaffen wollte, damit dieser nicht den Thron für sich beanspruchen könnte. Trotz allem ist es nur eine Theorie von mehreren, und man kann die Hinweise auch auf andere Weise interpretieren.

Der Fluch der Pharaonen
→ Hauptartikel: Fluch des Pharao
Im Zusammenhang mit den Ausgrabungsarbeiten und dem regen Interesse der Weltpresse verbreitete sich nach der Grabentdeckung die Legende vom Fluch des Pharao. Viel fabuliert wurde über den Fluch der Mumie, der angeblich die Entdecker traf. Einige Mitglieder aus Carters Grabungsteams starben innerhalb der ersten fünf Jahre nach der Hebung des Sarkophags, darunter der Finanzier der Ausgrabungen in KV62, Lord Carnarvon, der am 5. April 1923 durch eine Infektion verstarb.

Die Ursachen der Todesfälle wurden untersucht: Fünf Mitglieder des Entdeckerteams begingen auf Grund der Veröffentlichungen der anderen Todesfälle Selbstmord. Als andere Ursachen wurden Infektionen durch Schimmelpilzsporen in der Luft der Grabkammer oder Moskitostiche gesehen. Bereits bei der Graböffnung bestehende Krankheiten führten ebenfalls zum Tod, der auch ohne Verbindung zum Grab eingetreten wäre. Statistische Untersuchungen ergaben sogar ein höheres Durchschnittslebensalter aller angeblichen Opfer.

Die Funde heute
Die wesentlichen Funde aus dem Grab, darunter die goldene Totenmaske, befinden sich im Ägyptischen Museum in Kairo sowie in Magazinen in Kairo und Luxor. Die Mumie des Pharaos ist die einzige eines ägyptischen Königs, die sich nach Entdeckung und Öffnung des Grabes heute noch in der ursprünglichen Grabstätte im Tal der Könige befindet. Im Zuge der Revolution in Ägypten 2011 kam es zu Plünderungen im Ägyptischen Museum, wovon auch die Fundstücke aus dem Grab des Tutanchamun betroffen waren. Eine kleine vergoldete Statuette (JE 60710.1)[19] und das Oberteil einer weiteren werden seitdem vermisst.[20] Einige andere Statuen wurden zerbrochen, konnten aber wieder restauriert werden.[21]



















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